Ein kleines
Turnierjuwel in den Niederlanden
Nach 2014
und 2019
war es mal wieder Zeit für das Open im niederländischen Hoogeveen.
Sebastian spielte mit, pendelnd von der Frankschen Heimatbasis, die strategisch
günstig an der niederländischen Grenze liegt. Ich beschränkte
mich diesmal auf die Sekundantentätigkeiten. Hoogeveen hatte diesmal
ein Open zu bieten, welches nicht nach unten hin begrenzt war. Bedeutet
also wieder jede Menge unterbewertete Covid-Kids und Wunder-Inder. Zumindest
gegen letztgenannte Kategorie gab es wieder Probleme.
Hoogeveen wartete weiterhin
mit einem Amateurturnier auf (also Begrenzung nach oben) und zwei Matches:
Lukas van Foreest traf auf Luke McShane und Max Warmerdam auf Daniel Dardha.
Diese Zweikämpfe sorgen für zusätzliche Atmosphäre
im Turnierraum. Das Open ging über neun Runden, gespielt wurde einmal
täglich um 14 Uhr, zwischendrin allerdings war eine Doppelrunde angesetzt.
Bedenkzeit: Fischer kurz. Und wir stürzen uns nach dieser kurzen Vorrede
direkt ins Getümmel!
Erst Turnierhälfte
4 aus 5
In der ersten „Hälfte“
holte Sebastian 4 aus 5. Klingt gut? Ja, allerdings war da eine Null in
Runde zwei gegen einen jungen Gegner aus Indien mit ca. 2000 ELO, welcher
wohl unterbewertet war. Seine Turnierleistung am Ende war zumindest mal
100 Punkte über seiner Zahl. Aber hier stand Sebastian klar
auf Gewinn - und vergab die Stellung zu einem ausgeglichenen Endspiel,
wo er dann die Züge vertauschte und auch noch den halben Punkt wegwarf.
Alle Gegner waren etwa um die 2000 ELO stark in den ersten fünf Runden…
nicht das, was man mit 2200 will.
Wir haben aus dieser
Hälfte anzubieten:
Runde 1: Sebastian
- Vasse (1844) 1-0. Ein interessantes Endspiel.
Runde 2: Hari
(1981) - Sebastian 1-0. Ein Blick auf die versägte
Gewinnstellung.
Runde 5: Sebastian
- Ismail (2018) 1-0. Eine Seeschlange und ein sehr
ungewöhnliches Endspiel.
Gerade die Partie der
Runde 5 hatte es in sich. Das Endspiel mit zwei Läufern gegen Springer
war schon recht selten. Diese Partie hätte Sebastian aber bereits
vor dem 40. Zug für sich entscheiden können. So hatte er die
längste Partie der Runde - und es war die Vormittagspartie der Doppelrunde.
Direkt danach ging es nach kurzer Pause von einer halben Stunde (man hatte
ihm 15 Minuten extra gewährt) gegen einen Großmeister…
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Am Brett in Hoogeveen
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Zweite Turnierhälfte
Doppelnull und
Doppeleins
In Hälfte zwei
gab es also zunächst die Nachmittagspatie der Doppelrunde. Hier
ging es mit Schwarz gegen GM Fernandez. Dieser war gefrustet ob seiner
Niederlage am Morgen und zog die Partie weg, ohne mehr als eine Minute
pro Zug zu verwenden. Sebastian spielte gut und erreichte eine mindestens
ausgeglichene Stellung, aber er nahm das Schwerfigurenendspiel wohl auf
die leichte Schulter und geriet auf die Verliererstraße.
Tags darauf hatte Sebastian
gegen einen älteren FM ausgangs der Eröffnung einen Blackout
und verlor mit Weiß schnell, obwohl er passabel eröffnet hatte
und ganz gut stand. In den beiden letzten Runden war unser Kämpfer
gesundheitlich angeschlagen, lieferte aber zwei sehr starke Partien ab
und holte noch zwei Einsen zur Rettung der Ehre (und der Zahl). Fragemente
aus diesen beiden und der GM-Partie gibt es hier:
Unser Partieangebot:
Runde 6: Fernandez
(2476) - Sebastian 1-0. Die Partie gegen den Großmeister.
Runde 8: Mol
(1951) - Sebastian 0-1. Schöne Abschlußtaktik
einer starken Partie.
Runde 9: Sebastian
- van’t Hoff (1905) 1-0. Wiederum nettes taktisches Finale.
Allgemeines
Es gab wieder die üblichen
Covid-Kids, auch wenn Bast von ihnen verschont blieb. Die krassesten Fälle
waren der Deutsche Weihrauch (Jg. 2005), der mit seiner 2000er-Zahl zwei
IM und einen GM weghaute und 2443 als Turnierleistung aufweisen konnte,
sowie der 1400er Brouwer, mit Jg. 1997 schon kein Kind mehr, der einen
FM wegklatschte und 2169 leistete. Magnus Carlsen hätte sich vermutlich
bei Mama ausgeweint!
Fazit
Vemeidbare Niederlagen
- alle drei: Einmal stand Sebastian +5, einmal hatte er einen Blackout.
Gegen Ismail in Runde drei drehte Sebastian allerdings auch eine anfangs
schlechte Stellung herum. Insgesamt ein gut organisiertes Turnier unter
guten Spielbedingungen. Ich finde, eines der besten Open, die ich so kenne
(abgesehen natürlich von den großen Apparaten wie Pardubice
etc.). Scheint sich in Deutschland noch nicht so herumgesprochen zu haben.
Hier der Link zur Turnierseite:
Hoogeveen
2022.
frank modder, 25.10.2022
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Derzeit der heißeste
Scheiß in der Schachwelt.
Anders als mit einem
Skandal kann Schach wohl
nicht mehr in die
Schlagzeilen kommen.
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