- Hoogeveen Open -
15.10.-22.10.2022
 

Partien von Sebastian aus dem Open
 
Ein kleines Turnierjuwel in den Niederlanden

Nach 2014 und 2019 war es mal wieder Zeit für das Open im niederländischen Hoogeveen. Sebastian spielte mit, pendelnd von der Frankschen Heimatbasis, die strategisch günstig an der niederländischen Grenze liegt. Ich beschränkte mich diesmal auf die Sekundantentätigkeiten. Hoogeveen hatte diesmal ein Open zu bieten, welches nicht nach unten hin begrenzt war. Bedeutet also wieder jede Menge unterbewertete Covid-Kids und Wunder-Inder. Zumindest gegen letztgenannte Kategorie gab es wieder Probleme.

Hoogeveen wartete weiterhin mit einem Amateurturnier auf (also Begrenzung nach oben) und zwei Matches: Lukas van Foreest traf auf Luke McShane und Max Warmerdam auf Daniel Dardha. Diese Zweikämpfe sorgen für zusätzliche Atmosphäre im Turnierraum. Das Open ging über neun Runden, gespielt wurde einmal täglich um 14 Uhr, zwischendrin allerdings war eine Doppelrunde angesetzt. Bedenkzeit: Fischer kurz. Und wir stürzen uns nach dieser kurzen Vorrede direkt ins Getümmel!

Erst Turnierhälfte
4 aus 5

In der ersten „Hälfte“ holte Sebastian 4 aus 5. Klingt gut? Ja, allerdings war da eine Null in Runde zwei gegen einen jungen Gegner aus Indien mit ca. 2000 ELO, welcher wohl unterbewertet war. Seine Turnierleistung am Ende war zumindest mal 100 Punkte über seiner Zahl.  Aber hier stand Sebastian klar auf Gewinn - und vergab die Stellung zu einem ausgeglichenen Endspiel, wo er dann die Züge vertauschte und auch noch den halben Punkt wegwarf. Alle Gegner waren etwa um die 2000 ELO stark in den ersten fünf Runden… nicht das, was man mit 2200 will.

Wir haben aus dieser Hälfte anzubieten:

Runde 1: Sebastian - Vasse (1844) 1-0. Ein interessantes Endspiel.
Runde 2: Hari (1981) - Sebastian 1-0. Ein Blick auf die versägte Gewinnstellung.
Runde 5: Sebastian - Ismail (2018) 1-0.  Eine Seeschlange und ein sehr ungewöhnliches Endspiel.

Gerade die Partie der Runde 5 hatte es in sich. Das Endspiel mit zwei Läufern gegen Springer war schon recht selten. Diese Partie hätte Sebastian aber bereits vor dem 40. Zug für sich entscheiden können. So hatte er die längste Partie der Runde - und es war die Vormittagspartie der Doppelrunde. Direkt danach ging es nach kurzer Pause von einer halben Stunde (man hatte ihm 15 Minuten extra gewährt) gegen einen Großmeister…
 

Am Brett in Hoogeveen

Zweite Turnierhälfte
Doppelnull und Doppeleins

In Hälfte zwei gab es also  zunächst die Nachmittagspatie der Doppelrunde. Hier ging es mit Schwarz gegen GM Fernandez. Dieser war gefrustet ob seiner Niederlage am Morgen und zog die Partie weg, ohne mehr als eine Minute pro Zug zu verwenden. Sebastian spielte gut und erreichte eine mindestens ausgeglichene Stellung, aber er nahm das Schwerfigurenendspiel wohl auf die leichte Schulter und geriet auf die Verliererstraße.

Tags darauf hatte Sebastian gegen einen älteren FM ausgangs der Eröffnung einen Blackout und verlor mit Weiß schnell, obwohl er passabel eröffnet hatte und ganz gut stand. In den beiden letzten Runden war unser Kämpfer gesundheitlich angeschlagen, lieferte aber zwei sehr starke Partien ab und holte noch zwei Einsen zur Rettung der Ehre (und der Zahl). Fragemente aus diesen beiden und der GM-Partie gibt es hier:

Unser Partieangebot:

Runde 6: Fernandez (2476) - Sebastian 1-0. Die Partie gegen den Großmeister.
Runde 8: Mol (1951) - Sebastian 0-1. Schöne Abschlußtaktik einer starken Partie.
Runde 9: Sebastian - van’t Hoff (1905) 1-0. Wiederum nettes taktisches Finale.

Allgemeines

Es gab wieder die üblichen Covid-Kids, auch wenn Bast von ihnen verschont blieb. Die krassesten Fälle waren der Deutsche Weihrauch (Jg. 2005), der mit seiner 2000er-Zahl zwei IM und einen GM weghaute und 2443 als Turnierleistung aufweisen konnte, sowie der 1400er Brouwer, mit Jg. 1997 schon kein Kind mehr, der einen FM wegklatschte und 2169 leistete. Magnus Carlsen hätte sich vermutlich bei Mama ausgeweint!

Fazit

Vemeidbare Niederlagen - alle drei: Einmal stand Sebastian +5, einmal hatte er einen Blackout. Gegen Ismail in Runde drei drehte Sebastian allerdings auch eine anfangs schlechte Stellung herum. Insgesamt ein gut organisiertes Turnier unter guten Spielbedingungen. Ich finde, eines der besten Open, die ich so kenne (abgesehen natürlich von den großen Apparaten wie Pardubice etc.). Scheint sich in Deutschland noch nicht so herumgesprochen zu haben.

Hier der Link zur Turnierseite: Hoogeveen 2022.

frank modder, 25.10.2022
 

Derzeit der heißeste Scheiß in der Schachwelt.
Anders als mit einem Skandal kann Schach wohl
nicht mehr in die Schlagzeilen kommen.

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